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MedienmitteilungVeröffentlicht am 11. November 2025

Zusatzerhebung der polizeilichen Kriminalstatistik liefert vertiefte Einblicke zu Tötungsdelikten

Neuchâtel, 11.11.2025 — Das Bundesamt für Statistik (BFS) führte im Rahmen der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) von 2019 bis 2023 eine Zusatzerhebung zu versuchten und vollendeten Tötungsdelikten durch. Ziel war, über die PKS hinausgehende Informationen zu Opfern und Tatverdächtigen zu erheben. Insgesamt wurden 1012 Fragebogen durch die kantonalen Polizeibehörden zu Tötungsdelikten in der Partnerschaft, in der Familie und im ausserhäuslichen Bereich erfasst. Die Ergebnisse wurden heute vom BFS in einem Bericht publiziert.

Im Vordergrund der Erhebung stand, Daten zu Risikofaktoren und Frühwarnzeichen zu erfassen. Die kantonalen Polizeibehörden dokumentierten mithilfe eines Fragebogens basierend auf den Polizeiakten zusätzliche Informationen zu den Lebensumständen von Opfern und Tatverdächtigen sowie zu den näheren Tatumständen. Insgesamt wurden Daten zu je 265 Opfern und Tatverdächtigen in der Partnerschaft, zu 150 Opfern und 142 Tatverdächtigen in der Familie sowie zu 765 Opfern und 864 Tatverdächtigen von Tötungsdelikten im ausserhäuslichen Bereich ausgewertet.

Die nachfolgenden Ergebnisse werden im heute veröffentlichten Bericht ausführlich dargestellt. Sie bestätigen die bisherigen Erkenntnisse aus der Forschung zu Tötungsdelikten.

Opfer und Tatverdächtige

Opfer von vollendeten Tötungsdelikten in einer ehemaligen oder bestehenden Paarbeziehung sind fast ausschliesslich Frauen (93%), während die Tatverdächtigen vorwiegend männlich sind. Bei vollendeten Tötungsdelikten in anderen Familienbeziehungen ist das Geschlechterverhältnis der Opfer ausgeglichener, 54% der Opfer sind weiblich und 46% sind männlich. Von diesen 57 Opfern waren 29 Kinder unter 15 Jahren. Die Tatverdächtigen von vollendeten Tötungsdelikten in der Familie sind zu zwei Dritteln männlich.

Im ausserhäuslichen Bereich ändert sich das Geschlechterverhältnis, es werden mehr Männer Opfer eines vollendeten Tötungsdeliktes (73%). Tatverdächtige sind im ausserhäuslichen Bereich fast ausschliesslich Männer (94%).

Risikofaktoren von Tötungsdelikten

Ursachen von Tötungsdelikten sind komplex und vielschichtig. Verschiedene Risikofaktoren können zu Belastungen in einer Beziehung oder in der Familie führen. In der Partnerschaft wurden bei versuchten wie auch vollendeten Tötungsdelikten Alkohol-, Drogen- und Medikamentenkonsum (29%), finanzielle Probleme (28%) sowie psychische Erkrankungen (28%) für die Tatverdächtigen berichtet. Nebst diesen persönlichen Umständen geht aus den Polizeiakten hervor, dass bei den versuchten Tötungsdelikten in der Partnerschaft 44% der Tatverdächtigen bereits vor der Tat gegenüber den Opfern gewalttätig waren. Diese Gewalt endete zum Teil in einer Polizeiintervention oder in einer Anzeige. Ebenfalls wurde für ein Drittel der männlichen Tatverdächtigen von Kontroll- und Dominanzverhalten im Vorfeld der Tat berichtet.

Auch bei Tötungsdelikten in der Familie stehen finanzielle Probleme sowie Substanzkonsum bei den persönlichen Problemen im Vordergrund. Psychische Erkrankungen wurden für Tatverdächtige in der Familie mit 39% etwas häufiger berichtet. Gewalt ausgehend von der tatverdächtigen Person wurde für weniger als die Hälfte genannt.

Die Ergebnisse zeigen auch für den ausserhäuslichen Bereich, dass Substanzmissbrauch ein häufiges Problem darstellt. Delinquenz und gewalttätiges Verhalten wurden für ein Viertel der Tatverdächtigen erwähnt. Die Hälfte der Tatverdächtigen im ausserhäuslichen Bereich wurde bereits in den zwei Jahren vor der Tat aufgrund von Straftaten polizeilich registriert.

Mögliche Auslöser und Tatmittel

Die Ergebnisse zeigen, dass in der Partnerschaft wie auch im familiären Umfeld die persönlichen Probleme für mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen mögliche Auslöser für die Tat sein können. Darüber hinaus geht aus den Polizeiakten hervor, dass die Eskalation eines Streits sowie in der Partnerschaft für ein Drittel der männlichen Tatverdächtigen ebenfalls Eifersucht, mögliche Auslöser für die Tat sind. Im ausserhäuslichen Bereich ist die Eskalation eines Streits (61%) der am häufigsten genannte mögliche Auslöser.

Schneid- und Stichwaffen waren in allen drei Bereichen das häufigste verwendete Tatmittel. In der Partnerschaft wurden 22% und in der Familie 24% der Opfer, gegen die eine Schneid-/Stichwaffe verwendet wurde, getötet. Im ausserhäuslichen Bereich waren es 9%. Schusswaffen wurden in der Partnerschaft gegen 32 Opfer und in der Familie gegen 15 verwendet, 66% respektive 73% der Opfer wurden getötet. Insgesamt wurden rund ein Drittel aller in der Zusatzerhebung erfassten Opfer im häuslichen Bereich getötet, im ausserhäuslichen Bereich waren es 12%.

Diese Medienmitteilung und weitere Informationen zum Thema finden Sie auf der Website des BFS.